Dieses Jahr war ich schon am Samstag am Fühlinger See, da meine Freundin ihren ersten Triathlon auf der Smart-Distanz absolvierte. Zeit genug also für viele Fotos und für eine gute Einstimmung auf meinen Sonntag.
Wie die letzten beiden Jahre war es wieder die Halbdistanz mit 1,9km Schwimmen, 90km Rad und 21,1km Laufen, die mein Saisonhighlight darstellen sollten. Am Samstag Abend schon alles verstaut und vorbereitet konnte der Sonntag mehr als gemütlich beginnen. Der Start war nämlich erst um 12.30 Uhr, was viel Zeit für diverse Frühstückstätigkeiten ließ.
Der Start ist nur 8km entfernt, also ab mit den Sachen in einen großen Beutel und um 10 Uhr auf den Weg in Richtung Fühlinger See gemacht. Mittlerweile ist bei Wettkämpfen schon Routine eingekehrt, weswegen der Check-In direkt erledigt wurde. Immer noch ewig Zeit übrig, also Laufwege einprägen, an der Trinkflasche nuckeln, die Radschuhe nochmal neu ausrichten, … Mit Gesprächen zwischen Startern, die neben mir ihr Rad aufhingen und den anderen Athleten auf der Halbdistanz verging die Zeit dann schnell. Sonnencreme drauf, Garmin am Rad schon gestartet verließ ich dann die Wechselzone mit den Beuteln, da die zweite Wechselzone in Köln Deutz sein wird.
Die Uhr im Blick klappten alle Vorbereitungen ohne Stress. Die erste Gruppe schwimmt los und wir begeben uns in Richtung Schwimmeinstieg. Noch mal tief durchatmen und bis 5min vor dem Start warten, um nicht unnötig im Wasser paddeln zu müssen. Damit bin ich zwar in der dritten oder vierten Startreihe, aber das wird am heutigen Ergebnis von mir nichts ändern. Es ist mein zweiter Wettkampf überhaupt in der Saison. Keine 10km Wettkämpfe, kein Marathon im Frühjahr und nur ein Sprint-Triathlon in der Liga vor zwei Wochen. So wenig wie seit Jahren nicht mehr. Das Training lief Anfang des Jahres nicht gut, allerdings konnte ich im Sommer noch etwas aufholen. Allerdings weiß ich, dass es insgesamt weniger als in den letzten Jahren ist. Heute geht es ums ankommen und Spaß haben. Dies natürlich so schnell wie möglich, ohne aber zu überpacen. Das schaffe ich beim Schwimmen eh nicht, also lieber eines der Drahtseile suchen, die in 1,7m Tiefe entlang der einzelnen Bahnen verlaufen.
3 – 2 – 1 – und es geht los, anscheinend überraschend für zwei Starter vor mir, denn sie kommen nur langsam los. Egal, das Rennen läuft und ich komme gut ins Schwimmen rein, auch wenn das Mittelfeld gefühlt vor mir ist. Egal, heute mache ich mein Rennen, nicht das eines anderen. Die ersten 250m Schritte sind schnell geschafft. Ich habe vollkommen freie Bahn, da ich etwas weiter außen gestartet bin und will auf den letzten 200m schräg auf die Boje zuschwimmen. Klappt auch und ich biege nach rund einem Kilometer auf den Rückweg ein. Rum um beide Bojen und wieder eine freie Stelle finden, was dann auch schnell klappt. Mein Tempo ist nicht schnell, aber schön konstant. So kommt dann auch die Tribüne näher. Wieder quer rüber zum Ausstieg und eine der helfenden Hände am Ufer greifen. Ich laufe den grünen Teppich lang und schaffe es dann doch den Neo über die Arme runter zu bekommen. Auf den Pflastersteinen des Wechselplatzes merke ich meine Achillessehne. Diese hat mich im Vorfeld bereits mehr als 4 Wochen vom Lauftraining abgehalten und soll heute einfach nur nicht im Weg sein. Raus aus dem Rest des Neos, rein in die Radschuhe, Helm auf, Nummer an, dann noch alles in den Beutel packen und mit dem Rad in Richtung Ausgang.
Da bin ich endlich, auf dem Rad, auf das ich mich am meisten freute. Es ist ein geniales Gefühl mit vollem Tempo in das Zentrum von Köln zu fahren. Aus Richtung Niehl kommend, auf der gesperrten Straße den rein längs, unter der Zoobrücke durch, vorbei am Dom durch den Tunnel, den Heumarkt hochkämpfen und über die Deutzer Brücke zur Wendestelle. 15km sind geschafft, jetzt geht es auf die lange Runde in den Norden. Das Stück zurück am Fühlinger See vorbei. Mein Tempo ist gut. Ich will nicht zu schnell fahren, da ich in den letzten Jahren auf den letzten 15km immer stark eingebrochen bin. Auch eine Ernährungsfrage und so schnappe ich mir jedes Gel, was ich bekommen kann und schnappe etliche Radflaschen mit Wasser und Iso, um den Flüssigkeitshaushalt ausgewogen zu halten. Der Bogen ist geschafft und auf nahezu windstiller Strecke habe ich die Hälfte der Radstrecke hinter mir. Jetzt wieder zurück nach Köln und dann in die letzte kleinere Runde. Bei Kilometer 75 merke ich die nachlassende Kraft, habe aber keinen so großen Einbruch wie in den letzten Jahren. Auf dem Weg zum Niehler Ei packe ich meinen zweiten großen Powerbar Riegel aus und beim Hantieren fällt er mir aus der Hand. Mit einem „Tock“ höre ich ihn noch unter dem Hinterrad. Schade drum, egal dann eben ein Brownie, der allerdings nur mit gut Wasser runter ging. Rund um Niehler Ei und jetzt nur noch zurück nach Köln.
Die Gedanken drehen sich schon um den Wechsel. Die Wechselzone naht, also noch mal was trinken und dann die letzten Meter vor der Wechselzone. Schnell die Schuhe auf und vor der Linie barfuß absteigen. Diesmal muss der feste Platz für das Rad selber gesucht werden und die Reihen sind, sagen wir mal, nicht einfach zu treffen. Egal, nach mehrfachem rufen meiner Startnummer finde ich meinen Platz fürs Rad und meinen Beutel mit den Laufschuhen und Socken. Rein in die Schuhe, Helm aus und los gehts. Bei blendender Sonne merke ich, dass die Sonnenbrille beim Helm geblieben ist. Die ersten Schritte fühlen sich richtig gut und die Magenprobleme vom letzten Triathlon sind nicht da. Also in einen guten Laufschritt verfallen und sein Tempo finden. Ich bin zwar Wochen nicht länger gelaufen, davor aber jede Woche einen Halbmarathon. Von daher bin ich sehr gespannt. Die ersten Kilometer verfliegen und ich bin ruck zuck bei Kilometer 8. Ruck zuck im Sinne von meinem Lauftempo, was nicht super schnell, aber gleichmäßig ist. Wenn das so weitergeht, wäre das ja ein Traum. Aber dann kam der Mann mit dem Hammer doch so langsam, der diesmal meine Oberschenkel in Angriff genommen hatte. Beim Einbiegen in die zweite Runde nahm ich mir die Zeit in Ruhe zu trinken und nahm wieder Tempo auf. Allerdings ging es mit dem Lauftempo jetzt steil bergab. So hangelte ich mich von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle. Kilometer 16, 17, Verpflegungsstelle, 18, 19, Verpflegungsstelle. Jetzt noch die Wendeltreppe hoch auf die Deutzer Brücke.
Ich kann es noch gar nicht glauben, ein Ziel was vor 3 Monaten noch so ewig weit entfernt schien ist weniger als einen Kilometer entfernt. Nur noch die Deutzer Brücke runter, links abbiegen, rechts abbiegen, und da ist schon das Ziel. Erschöpft lasse ich mich auf einer Bank auf der Tribüne nieder. Ich bin super happy, da es rund lief. Ich habe mein Tempo überall gefunden und durchgezogen. Mit der Zeit gewinne ich zwar noch nicht mal einen Blumentopf, aber das hier war mein Wettkampf, nicht einer gegen andere. Ich habe Spaß gehabt und den Wettkampf genossen.
Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Freundin, die nicht nur mich, sondern auch viele andere Athleten an einer Verpflegungsstelle unterstützte und mich frierend nach hause brachte. Die vielen Helfer haben tolle Arbeit geleitet und uns Athleten diesen Wettkampf erst ermöglicht. Die Organisation war auf ähnlich gutem Niveau, wie im letzten Jahr. Die Kulisse in Köln einfach toll. Der Wettkampf durchgehend fair und ich habe zum Glück weniger Unfälle, als im letzten Jahr auf der Radstrecke gesehen. Ein großer Respekt allen Finishern, vor allem auf der Langdistanz. Immer noch etwas, das nicht in meinen Kopf passt.
Jetzt am Dienstag kann ich mich auch wieder fast normal bewegen. Die Pläne für nächstes Jahr nehmen schon wieder Formen an. Dann mit einer hoffentlich besseren Vorbereitung und einer Zeit unter 5h?
Nächstes Jahr kann ich Dir keine Schwämmchen oder Getränke reichen – aber ich hoffe wir sehen uns unterwegs -zum gegenseitigen Anfeuern :)