Dieses Jahr gab es ein großes neues Ziel. Im Frühjahr ist die Idee gereift und hat mich seitdem Woche für Woche begleitet. Ein Triathlon sollte es werden. Für manche leichter gesagt als getan, für andere unvorstellbar. Als ich die Idee in ein Ziel formulierte lag ich etwa in der Mitte von beiden. Ja, die Einzeldistanzen klingen nicht lang, aber ich bin Jahre nicht geschwommen. Zumindest das Rennrad habe ich alle Wochen mal rausgepackt und somit zumindest das Laufen sollte kein Problem darstellen.
Warum?
Der Reiz neue Grenzen zu überschreiten ist etwas großartiges. Beim Training sagen zu können: so weit bin ich noch nie im Leben gelaufen, versetzt einen kalten Schauer über den Rücken. Aber im Laufen bin ich letztes Jahr beim Marathon angekommen. Noch nicht gut, aber deswegen gibt es ja in Kürze noch den Köln Marathon. Aber nach dem Marathon wird es im Laufen schwierig. Schneller werden ist schön, aber das ist nur Ego-Kosmetik, gegen dem was ich beim Laufen letztes Jahr erleben durfte. Beim Triathlon habe ich jetzt zwei weitere Sportarten, bei denen ich dieses Gefühl wieder erleben durfte. Mit meinen bescheidenen Schwimmkünsten konnte ich zwar ein paarhundert Meter Brust in einer schlechten Zeit schwimmen, aber das Ziel war den Triathlon durchzukraulen. Die ersten zwei Wochen waren das nicht mehr als 25m am Stück, was in mir echte Zweifel aufkommen lies. Bleibt man aber dran und beißt sich durch diese Zeit, so kann man wöchentlich beobachten, wie es besser klappt. Auch nach ein paar Monaten liegt im Schwimmen immer noch mein größtes Potential, aber es lief gar nicht so schlecht.
Der Verein
Zwei Monate vor dem Triathlon ging es nicht weiter. Hallenbäder aufgrund des Sommers geschlossen, unendliche viele offene Fragen zum Triathlon und echte Zweifel, wie das in acht Wochen zu machen ist. Nach einiger Recherche einige Mails verschickt und direkt Antwort von der Triathlonabteilung des TPSK erhalten. Zwei Tage später war ich dann schon beim Training im 2km entfernten Hallenbad in Nippes mit dabei und fühlte mich sofort wohl. Die Trainingsmöglichkeiten, die vielen Tipps und beantworteten Fragen haben im Endeffekt dazu geführt, dass ich für den ersten Wettkampf super vorbereitet war und haben auch jede Menge Nervosität genommen. Dazu haben diese acht Wochen Training vom Schwimmen bis Laufen wirklich sehr viel Spaß gemacht. Somit geht ein ganz großer Dank an den Verein. Trotzdem das Leistungsspektrum im Verein sehr breit ist, bleibt der Langsamste niemals alleine zurück. Trotz der doch sehr auf sich zentrierten Sportarten steht die Gruppe im Vordergrund. Vorher gar nicht so sehr vermutet, war es die erste Radtourenfahrt und die Schwimmeinheiten im Neoprenanzug im Fühlinger See, die alleine beim Gedanken daran ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
Kurz vor dem Wettkampf
Der Wettkampf kam plötzlich schneller näher als erwartet. Viele tolle Trainingsideen waren noch gar nicht umgesetzt und so lag der Triathlon-Suit noch ungenutzt im Schrank. Als erfahrener Läufer weiß man, dass man seine Kleidung zumindest einmal zur Probe getragen haben sollte. Drei Tage vor dem Triathlon also nach der Arbeit den Tri-Suit angezogen und das erste Koppeltraining (Rad- und Laufeinheit nacheinander) absolviert. Beim Laufen wollte ich sehen, ob ich die Socken weglassen kann, denn diese müssen angezogen werden, was im Wettkampf Zeit kostet. Die Koppeleinheit verlief super, aber ohne Socken fühlte sich mein rechter Fuß gar nicht wohl und zeigte bereits nach 4km gehörige Scheuerspuren. Dem linken Fuß war das egal, aber aus Rücksichtsnahme, musste ich dann doch mit Socken auf die Laufstrecke gehen. Donnerstag ging es dann auf die letzte Schwimmeinheit in den Fühlinger See und die 700m Wettkampfstrecke, die vor acht Wochen noch verdammt lang klangen, waren mittlerweile zu weniger als einer normalen Trainingseinheit zusammengeschrumpft. Der Lauf im Anschluss verlief auch sehr gut, weswegen ich den Freitag zur Erholung nutzte. Erholung war gut gesagt, denn der Vortag wurde schon komplett zur Organisation verwendet. Die Packliste kam mir länger vor als im Urlaub und war wie folgt aufgebaut:
Schwimmen:
- Championchip
- Tri-Suit
- Neoprenanzug
- Schwimmbrille
- Badekappe
- Body-Glide
Rad:
- Rad
- Tacho genullt
- Brille
- Schuhe
- Helm
- Startnummer
- Trinkflasche
Laufen:
Sonstiges:
- Essen
- Getränke
- Handtücher
- Duschzeug
- Frische Wäsche
- Kamera
- Schlüssel
- Anfahrtsbeschreibung
- Startzeiten
Der große Tag
Früh aus den Federn, denn meine Eltern waren zum Wettkampf eingeladen und mussten auch mit eingeplant werden. Gepackt war alles soweit und im Kopf hatte ich den Zeitplan schon fest vergeben. Da der Wettkampf erst um 12 Uhr war, musste ich den Magen füllen, wobei ich diesmal keine besondere Ernährung zu mir nahm, sondern versuchte möglichst normal zu essen. Mit Brötchen im Magen und Müsliriegeln vorm Start, klappte es nachher problemlos. Die Startunterlagen hatte ich schon am Donnerstag beim Training mitgenommen, denn die Trainingsstrecke war gleich der Wettkampfstrecke. Das Rennrad wurde auf dem Fahrradträger meines Vaters verstaut und bewaffnet mit zwei vollen Rucksäcken und Kameras ging es Richtung Fühlingen. Der Parkplatz war noch schön leer und nur 350m vom Start entfernt. Also alles mitnehmen und das Fahrrad einchecken. Hierbei wurde der Helm inspiziert und auf guten Sitz überprüft. Ich hatte die Aufkleber mit der Startnummer noch nicht angebracht, was ich dann noch nachholen musste. In der Wechselzone waren wir dann nach Startnummern eingeteilt, wobei die Reihen an sich dann frei gestaltet werden konnten. Die Starterin neben mir war auch bei ihrem ersten Start und man fragte sich, ob man wirklich alles hatte. Das Rad mit dem Lenker in die Halterung gelegt, wurde dann das Handtuch ausgebreitet. Darauf oben positioniert die Laufschuhe mit aufgerollten Laufsocken im jeweils richtigen Schuh. Darunter die Startnummer, der Helm mit Radbrille und die Radschuhe. Profis haben diese direkt in den Pedalen, aber da ich das nicht geübt hatte, wollte ich kein Risiko eingehen. Die Sachen für den Schwimmstart (Champion-Chip, Tri-Suit, Neo, Schwimmbrille und Badekappe) hatte ich im zweiten Rucksack. Da alles schneller lief als geplant, war ich schon recht früh in der Wechselzone fertig und schaute mir dann noch mal genau die Laufwege an, um mich im Wettkampf besser zu orientieren. Das kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, denn nachher sieht jede Reihe gleich aus. Da hilft es zu wissen, wo man herkommt und sich Fixpunkte (z.B. Bäume) zu setzen. Die 1 1/2h bis zum Start scheuchte ich meine Eltern dann über die Triathlonmesse und kreuz und quer über das Gelände, in der Hoffnung noch ein paar Starter vom Verein zu treffen. Dann die goldene Frage: Wann und wo in den Neo und wann ab ins Wasser. Ich war vorgewarnt worden, nicht zu früh ins Wasser zu gehen, was eine wirklich gute Idee war. Die Vorbesprechung sollte um 11.30 Uhr stattfinden, wobei ich um 11:15 Uhr noch niemanden im Neo rumlaufen sah. Zudem war es nicht allzu warm und 45min barfuß rumlaufen, wollte ich dann auch nicht. Da mir eigentlich alles von der Strecke ausgiebig bekannt war, verpasste ich dann auch prompt die Vorbesprechung, weil ich mich gerade in den Neo reinschälte. Beim Shoppen in der Woche zuvor hatte ich noch Bode-Glide bei SportScheck gefunden, was die Reibung des Neos vermindern sollte und beim schnellen Ausziehen helfen sollte. Am Hals hatte ich nach dem Training immer leichte Scheuerstellen und ich kann schon mal vorweg nehmen, dass das Zeug super geholfen hat. Um 11.40 Uhr war ich dann soweit fertig und wartete darauf, dass immer mehr Starter Richtung Wasser gehen. Wo es vorher schien, als ob kaum Starter da wären, hörte der Zustrom der Neo-Jünger kaum auf. Beim Wassereinstieg angekommen traf ich dann auch noch auf drei weitere Starter des Vereins, was meine kaum vorhandene Anspannung vollends nahm. Ein kleiner Plausch und da zwei der Starter sich auch nicht vorne im Schwimmen sahen, gingen wir recht spät ins Wasser. Hier hilft es unglaublich eine genaue Uhr mit dabei zu haben, denn sonst ist man echt zeitlos. Da meine Forerunner einerseits ein Klotz ist, der zudem nicht wasserdicht ist und ich in den Wechselzonen eh schon an so viele Dinge denken muss, hatte ich nur meine Zeit- und Stoppuhr von Timex namens Ironman angezogen. Also ab ins Wasser und schon mal die Schwimmbrille richten. Zum Start waren es noch 50m zu schwimmen und auf der Breite des Fühlinger Sees hatten sich die Schwimmer vor der Startlinie aufgereiht und paddelten fröhlich vor sich hin, um an der Wasseroberfläche zu bleiben. Die Startbahn war so breit, dass man eigentlich maximal drei Schwimmer vor sich hatte und so konnte ich dem Start entgegensehen. Zufällig erwischte ich genau eine Stelle, an der ein Stahlseil gespannt war (1,70m unter der Wasseroberfläche) und konnte somit nach dem Start eine gute Orientierung gewährleisten.
Der Wettkampf
In der Ferne hört man aus Richtung der Tribüne ein 7-6-5-4-3-2-1, das Wasser schäumt auf und ich kraule los mit dem Kopf unter Wasser. Der befürchtete Kampf am Anfang stellt sich nicht ein und ich kann einfach an dem Stahlseil entlangschwimmen. Von rechts kommt ein Schwimmer näher, aber im Kraul ist das recht problemlos. Ich weiche nach links über das Seil aus, habe dann aber wieder Platz. Ich merke, dass ich ein paar Schwimmer überholen kann, aber gleichzeitig auch Einige schneller sind. Die ersten geschätzen 200m sind rum und ich habe meinen Rhythmus gefunden. Ab und zu hat man einen Schwimmer in der Nähe und eventuell leichte Körperberührungen, aber alles problemlos. Mal etwas am Fuß, man ein Arm neben einem, aber es geht weiter. Ich merke wie einige Schwimmer vor mir nach links tendieren und ein Blick zeigt, dass die Wendeboye quer zu meiner Schwimmrichtung liegt. Also schlage ich auch die Richtung ein und kann diese auch einfach halten. Die Schwimmer um einen herum geben schon etwas die Richtung vor und man braucht sich nicht intensiv um die Streckenführung zu kümmern. An der Boye wird es befürchtet eng und man muss kurz stoppen. In der Hoffnung danach normal weiterzuschwimmen gehe ich in Kraul über, merke aber plötzlich wie eng es ist. Dazu kommt, dass genau vor mir ein Brustschwimmer auf gefühlten 2m Platz genommen hat. Links ist kurz Platz, aber in die Lücke scheint jemand reinzustoßen und nimmt mir die Möglichkeit weiter um den Brustschwimmer herumzukommen. Unter Wasser kann man schön die Trittbewegung des Brustschwimmens beobachten und ich versuche genügend Abstand zu halten, um keinen Tritt zu erhalten. Rechte neben mir ist auch voll, also zwänge ich mich weiter nach links, um mit mehr Kraft an dem Brustschwimmer vorbeizuziehen. Stößt man beim Kraul aneinander ist das nicht schlimm, da man einfach lang im Wasser liegt, ist also eher ein anlehnen, als echtes behindern. Ich ziehe am Brustschwimmer vorbei, aber habe anscheinend links und vor mir schon wieder jemanden im Brustschwimmen. Nach der Wende ist es überall verdammt eng und entweder waren die Brustschwimmer im ersten Teil sehr schnell oder den Kraulschwimmern ist die Kraft ausgegangen. Ich war jedenfalls nicht schnell genug, um nur mit Kraulschwimmern unterwegs zu sein und so hagelt es schläge, sehe Brustschwimmfüße näher und weiter weg gehen und fühle mich nicht mehr super wohl. Beim Hochblicken sehe ich am Rand das Ziel. Allerdings war es das noch nicht, denn es ist das Tor für den noch weit entfernten Zieleinlauf. So langsam schwinden auch die Kräfte in den Armen, aber ich werde den Teufel tun und ins Brustschwimmen übergehen. Da bekomme ich einen festen Tritt voll auf die Lippe. Keine Ahnung von wem und woher genau, aber die Schwimmbrille sitzt nicht mehr und die Lippe beginnt sofort zu pochen. Ich hoffe darauf, keine Platzwunde zu haben, merke aber wie die Lippe zumindest anschwillt. Kein Blutgeschmack also weiter. Noch 50m und ich sehe die Helfer an der Treppe. Vorher wird es noch mal eng, aber ich bin in Gedanken schon beim Wechsel. Vor der Treppe der nächste kleine Stau, aber da ich die Stufen kenne, geht es gut hoch. Den Ratschlag die Hände am Rand anzunehmen, hätte ich gerne verwirklicht, aber ich komme mittig auf die Treppe. Jetzt Gleichgewicht halten und ab zum Wechsel. Leicht benommen von der Anstrengung läuft man auf dem Teppich gesäumt von jubelnden Zuschauern. Also Band abspulen und es sagt: zieh den Neo bis zum Bauch aus. Ich ziehe die Kordel am Reißverschluß, nachdem ich diese von vorne nach hinten gelegt habe. Zum Glück ist der Laufweg lang genug. Ich höre meinen Namen und sehe bekannte Gesichter aus dem Verein. Achja Kameras überall und meine Eltern müssen auch noch folgen. Der gedankliche Versuch zu lächeln ist mir laut den Bildern nicht geglückt und bin mittlerweile im trabenden Lauftempo angekommen. Ich sehe meine Eltern lande in der Wechselzone.
Genau wie vorher angesehen finde ich mein Rad. Allerdings ist der Platz, den ich vorher so schön vorbereitet hatte, von einem anderen Rad blockiert. Ich stehe als fast mitten im Gang und kann die Füße nicht auf dem Handtuch abstellen. Das linke Bein flutscht aus dem Neo, allerdings hängt das rechte Bein fest. Nachdem es befreit ist, lege ich den Neo auf den freien Platz des Handtuchs, und ziehe die Radschuhe an. Dann klemme ich mich zwischen die Räder und komme an den Helm mit der Radbrille dran. Dank des Tri-Suits muss ich kein T-Shirt oder sonst etwas anziehen. Fast die Startnummer vergessen ziehe ich diese im geschlossenen Zustand über und nehme mein Rennrad aus der Halterung. Alle Laufen also gehe ich auch in den Laufschritt über, was ich mit den Rennradplatte noch nie geübt habe. Hier sind die vor 10 Tagen montierten SPD-SL Platten ein echter Vorteil gegenüber dem blaken Metall der alten SL-Platten. Da kommt auch die Linie auf der sich alle aufs Rad schwingen. Da höre ich wieder meinen Namen und sehe wieder ein bekanntes Gesicht aus dem Verein. Zu leicht angeschoben komme ich etwas schwer in die Pedale und muss nochmal Schwung holen.
Das Radfahren startet und ich bin bester Laune. Vom Tempo her starte ich super, um erst mal zu merken, dass ich das Tempo bestimmt nicht dauerhaft fahre. Morgens noch mitbekommen, ist es nicht nur eine Runde sondern zwei, was mich im Wettkampf sonst sehr irritiert hätte. Vor mir und hinter mir sind genügend Starter zur Orientierung und ich komme ganz gut ins Fahren. Ziel hierbei ist, keinen Fahrer auf einem Trekkingbike vorbeizulassen. Diese sind auch am Start und waren anscheinend ganz gute Schwimmer. Ich habe schon das Gefühl weiter nach vorne zu kommen, allerdings werde ich auch von einigen Fahrern vorallem in Aero-Position geschluckt. Beim Blick nach Links sehe ich einen Starter aus dem Verein, der mich gerade überholt. Leider ist es verdammt windig und auf der langen Geraden der Radstrecke hat man übelsten Gegenwind. Zum Glück nur über 4km, denn danach steht der Rückweg an. Vom Tempo her versuche ich am Vereinskollegen ran zu bleiben, der 30m zwischen uns gesetzt hatte. Windschattenfahren ist nicht erlaubt, wobei ich mir dort anfangs mehr Gedanken drum mache. Man fährt eben nicht Rad an Rad, aber es sind so viele Fahrer auf der Strecke, dass man zwangsläufig hier oder da in näherer Umgebung ist. Der erste Kreisverkehr war dann noch nicht der erhoffte Wechselpunkt, denn der linkt noch einen Kilometer im Gegenwind entfernt. In tiefer Haltung werfe ich mich also nach der Ortschaft wieder in den Wind, kann aber mein Tempo halten. Da kommt dann auch schon der Kreisverkehr und ich beschleunige mit Rückwind aus dem Sattel heraus. Beim Rückweg kann ich gut über 30km/h bleiben und komme sogar wieder an den Vereinskollegen ran. Das gerade Stück verläuft gut, wobei ab und zu immer noch Fahrer in Aero-Position vorbeiziehen. Bringt diese Position und das Rad wirklich so viel oder trainiert man einfach mehr, wenn man schon so viel Geld für ein Rad ausgegeben hat. Mein echtes Radtraining ließ zu wünschen übrig und mein Rad gehört zu den billigsten Rennrädern, was mich an dem Tag nicht sonderlich kratzt. Immerhin geht es um die Beine und nicht um den cooleren Aufkleber. Da kommen dann die kurvigen Teile vor dem Fühlinger See und es gibt sogar eine Verpflegungsstation mit Wasserflaschen. Im Nachhinein hätte ich eine als Erinnerung mitnehmen sollen und voll in den Halter stecken müssen. Ich hatte aber mit Eistee vorgesorgt und beim Radfahren kann man wirklich in Ruhe trinken, was ich auch an vier Stellen gemacht habe. Beim Laufen ist es immer ein Krampf auch nur 100ml aus zwei Bechern hinunterzubekommen. Der Wendepunkt ist direkt vor der Wechselzone und von Zuschauern gesäumt. Eine tolle Stimmung und trotz des Tempos erkenne ich meinen Vater am Rand. Kurz in die Bremsen, um dann voll motiviert aus dem Sattel heraus in die zweite Runde zu starten. Martha ist vor mir (die Startnummer ist mit Namen versehen und baumelt beim Radfahren hinten) und hält hart dagegen, als ich neben ihr vorbeifahren will. Also Tempo halten und zwischenzeitlich eine weitere Fahrerin überholen. Bei einem leichten Anstieg mit Steigung gehe ich dann vorbei und stehe wieder mitten im Wind. Beißen, aber ich werde nicht zurück überholt, also haben alle die gleichen Probleme. Mit und mit überhole ich weitere Fahrer und kann vor allem Starter ohne Rennrad recht leicht hinter mir lassen. Diese sind im echten Nachteil, weil ein Tempo um die 30km/h damit wirklich schwer ist. Zuschauer gibt es eigentlich keine, aber genügend Streckenposten, die die Strecke super gesichert haben. Also wieder hoch zur Wendemarke, vorher noch einen guten Schluck nehmen und diesen verdammten Fahrer überholen, der gerade in der Aero-Position an mir vorbeigezogen ist. Mit 40km/h im Rückenwind packe ich das dann auch, habe aber dessen Ehrgeiz geweckt und werde noch links überholt, während ich ein paar Fahrer links überhole. Dranbleiben kann ich leider nicht, aber ich habe mir die Kräfte gut eingeteilt und kann weiter mein Tempo fahren. 20 Kilometer liegen hinter mir und plötzlich ist da noch jemand mit einem Mountain-Bike. Locker mit 30km/h unterwegs rollt er mit halben Panzer-Reifen auf der Strecke. Wahnsinn, ich will nicht wissen, welches Tempo der auf einem Rennrad drücken würde. Kurz vor dem Wechsel wird es noch mal eng, da einerseits ein Fahrer von hinten gekommen ist, sich aber auch vor mir gerade eine kleine Gruppe befindet. Wasser lasse ich wieder links liegen und Rolle Richtung Wechselzone. Das Risiko aus den Schuhen zu gehen, will ich nicht eingehen und so lasse ich die Klickpedale rausgehen und bremse komplett vor der Linie ab.
Im Laufschritt dann wieder Richtung eigenem Handtuch, wo ich diesmal mehr Platz habe. Rad einhängen, Laufschuhe ausziehen, Helm auf und ausziehen. Die aufgerollten Socken sind schnell angezogen und die extra präparierten Laufschuhe sind schnell angezogen. Keine Zeit zum Durchatmen, sondern loslaufen. Schnell die Nummer nach vorne gezogen und angefeuert von den Massen auf die zum Großteil bekannte Laufstrecke. Es läuft holprig los, aber ich merke schon, dass ich schneller als die meisten um mich herum bin. Also nach vorne arbeiten. Bei der ersten kleinen Erhöhung denke ich darüber nach, wie scheiße sich das Laufen gerade anfühlt, wobei ich gerade mal 24km gefahren bin. Ich wäre gerne noch länger gefahren, aber das Laufen holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein Läufer vor mir verliert seine Brille und laut fluchend drückt er das herausgefallene Glas wieder in die Fassung. Ich weiß nicht, ob es die Wut war, aber er läuft genau in meinem Tempo ohne mich vorbei zu lassen und so hänge ich ganz gut dahinter. Keine Ahnung wo mein Puls ist, aber niedrig auf keinen Fall. Normalerweise laufe ich mit Pulsmesser, den ich aber wie anfangs erwähnt zuhause gelassen habe. Das Gelände rund um den Fühlinger See ist eigentlich sehr schön, aber genießen kann ich es nicht. Das Tempo scheint zu passen, aber auf 7km kann man eben kein langsames Tempo einschlagen. Also kann man schon und da ich keine Gesamtzeit einschätzen konnte, muss ich keine feste Zeit erreichen, aber man gibt alles – unter der Prämisse, dass noch einige Kilometer vor einem liegen. Da kommt ein Wasserstand und rechts gibt es Iso-Getränke Verpflegung und links Wasser. Auf dem Rad schon genügend getrunken schnappe ich mir einen Wasserbecher und trinke einen Schluck. Leider waren die Wasserstellen nicht auf dem Plan ausgeschildert, wobei 7km Laufen problemlos sein sollten. Es läuft nicht rund, aber ausreichend schnell und so mache ich etliche Plätze gut. So wie manche auf der Laufstrecke unterwegs sind, ist kaum zu glauben, wie die in den vorherigen Disziplinen so schnell waren. So einen üblen Laufstil habe ich selten gesehen. Zumindest lenken diese Gedanken vom Laufen ab, denn ich habe gerade mal 3km hinter mir und fühle mich nicht toll. Aber es ist ein tolles Gefühl einen Läufer in der Ferne zu nehmen und zu sagen: dich bekomme ich auch noch. Das klappt auch wunderbar und muss dabei bemerken, dass ich gerade mitten im Marathontraining stecke, wobei die meisten anderen vermutlich gleich viel wie ich in den anderen Sportarten gemacht haben. Somit ist das nicht fair. Fair hin oder her bin ich auf der Gegengerade des Fühlinger Sees und hoffe, dass die Kilometer endlich vorbei gehen. Zwei Kilometer vor dem Ziel bin ich froh nur noch 2000m vor mir zu haben, die wie ein Klacks klingen. Aber ich muss schon sehr beißen, um das Tempo zu halten und weiter durch die Läufer zu pflügen. Die Streckenführung ist kurz vor dem Ziel etwas schwierig und dass ein Triathlon kein Lauf ist bemerke ich daran, dass nach den ausgeschriebenen 7km noch kein Ziel da ist. Alle laufen weiter, also tue ich das auch. Stand in den Unterlagen jetzt 7 oder 7,5 geht es mir durch den Kopf. Die Menschenmassen unten am Fühlinger Ufer lenken mich davon ab. In der Ferne leisten sich zwei Läufer einen Endspurt und ich ziehe das Tempo auch noch mal an. Ich erblicke meine Eltern, bin happy und renne in ein immer lauteres Publikum. Links und rechts säumen Cheerleader den Weg und begleiten mich mit einer Laola ins Ziel. Ich reiße die Hände hoch, blicke auf die Uhr und bin mit 1:36:16 im Ziel. Kurz ans Geländer und Durchatmen, denn ich habe alles gegeben. Mit den Worten: das hast du dir verdient wird mir noch am Geländer eine Medaille umgehangen und einige Schritte später baumelt noch eine Haiwai-Kette am Hals. Beim Rausgehen merke ich, dass es anscheinend noch ein T-Shirt gibt und muss mich noch mal weiter hinten anstellen. Das Buffet ist toll und ich greife zu einer Cola und einem Stück Apfel-Streuselkuchen. Über Obst mit Melonen und Co, kann sich hier jede Laufveranstaltung eine Menge abschauen. Glücklich schaue ich, ob ich noch jemanden aus dem Verein erblicke, mache mich dann aber auf den Weg zu meinen wartenden Eltern.
Fazit:
Es hat wahnsinnig Spaß gemacht und wird vermutlich eher als reine Läufe die sportliche Zukunft dominieren. Der Wettkampf war besonders beim Schwimmen ein echter Kampf, wobei das Radfahren am angenehmsten war. Beim Laufen, wo ich den besten Vergleich habe, merkte ich die vorherige Anstrengung doch sehr deutlich. Die Vorbereitung war super und ich bin im Schwimmen sogar im echten Mittelfeld angekommen, was ich nicht gedacht hatte. Beim Radfahren habe ich nicht so deutlich Zeit gewinnen können, was beim Laufen mit einer 4,30er Pace (min/km) eigentlich schon ganz gut war und mir einen Platz so ca. genau im ersten Drittel gesichert hat. Über den Winter will ich jetzt an der Schwimmtechnik arbeiten und im nächsten Jahr noch etwas mehr Fokus auf das Radfahren legen. Mit einer angepeilten 1:30h wäre ich dann super dabei, wobei ich nicht weiß, ob es nicht zu hohe Ziele sind. Beim Laufen konnte ich aber im Vergleich zum letzten Jahr richtig an Boden gut machen. Warum also nicht auch im Triathlon. Die Smart-Distanz war richtig für den Einstieg, aber fast schon zu Smart. Etwas mehr Rad- und Laufstrecke würde mich eher ansprechen. Die erhöhte Schwimmstrecke müsste ich dann wohl in Kauf nehmen.
Die Veranstaltung war toll organisiert und man merkt den Mehraufwand zu Laufveranstaltungen. Deswegen noch ein Lob an Veranstaltung und vor allem die Helfer, die bei schlechtem Wetter die Veranstaltung erst ermöglicht haben.
Mit fast 4000 Wörtern ist der Artikel wohl der längste im Blog, wobei ich weiß, dass auch der ein oder andere aus dem Verein hier mit liest und das auch Motivation zum Schreiben bringt.